2023 – KON.TAKTE – Stockhausen – Chessex – Improvisationen – Tournee & CD
KON.TAKTE
Karlheinz Stockhausen | Kontakte (1958 – 60)
Antoine Chessex | (Kompositionsauftrag)
Improvisationen | Spiegelungen I – III
Jens Ruland | Schlagzeug
Judith Wegmann | Piano
Robert Torche | Sound Design
Kurzbeschrieb
Unter dem Namen New3Art kommt ein Programm zur Aufführung, das als Konsequenz unserer seit Jahren verfolgten Linie der Klangforschung entstanden ist. Die für die elektroakustische Musik wegweisende Komposition «Kontakte» (1960) von Karlheinz Stockhausen kommt durch unser konzeptuell gestaltetes Programm zu einer neuen Interpretation.
Als Auftragskomponist für das geplante Vorhaben konnten wir den Schweizer Komponisten und Klangkünstler Antoine Chessex (1980) gewinnen. Das gemeinsame Ziel ist die Kreation eines in sich schlüssigen Klangerlebnisses – in Verbindung von progressiver Forschung, historischem Bewusstsein und künstlerischem Ausdruck.
Durch unsere Vielfalt an klanglichem Vorstellungsvermögen, der Erfahrung in Interpretation sowie Improvisation haben wir dieses Trio «New3Art» initiiert. Ebenso ist es für uns ein wichtiger Aspekt, dass Werke von Schweizer Komponisten in Auftrag geben werden.
Das Programm
Karlheinz Stockhausen (1928-2007) – "Kontakte" (1958 – 60)
Spiegelung
Antoine Chessex (1980) – Auftragskomposition
Konzept
Unsere Faszination für das gewählte Material ist vor allem in der individuellen künstlerischen Entwicklung zu finden. Was uns antreibt, ist die Musik, das Verfolgen einer Linie der Klangsprache. Die erwähnte Auseinandersetzung mit Raum und Zeit bildet seit Jahren ein zentraler Aspekt unserer individuellen musikalischen Sprache. Die Auslotung der Extreme in Bezug auf Spannung, Langsamkeit und Dauer sind in unserem Repertoire mehrfach vertreten. So gehört das intensive Studieren und das Aufführen sämtlicher späten Werke von Morton Feldman, wie auch der Einspielung vom Solowerk «Triadic Memories 1981 und For John Cage» zur Diskografie von Judith Wegmann, die das bevorstehende Projekt konzipierte. Ihre zwei Soloeinspielungen «le souffle du temps I und II», die beim renommierten Label «Hat Hut records» erschienen sind, befassen sich ebenso mit der Thematik.
Uns faszinieren Klangwelten ohne klassische Strukturen und kompositorische Pionierarbeit der 1960er- Jahre. Sie haben uns gewissermassen vereinnahmt und berührt. Schon länger haben wir darüber diskutiert, dass wir uns mit dem Werk «Kontakte» auseinandersetzen und dies programmieren möchten.
Die Langsamkeit der musikalischen Entwicklung ist ebenfalls Gegenstand in den kompositorischen Arbeiten des Auftragskomponisten Antoine Chessex. Seine bisherigen Arbeiten für international namhafte Ensembles stehen in der Tradition unserer Ästhetik und leisten Weiterentwicklungen im genannten Genre. Die Tatsache, dass wir unseren Wunschkandidaten für dieses Programm gewinnen konnten, ist Motivation genug, um ein aussergewöhnliches Programm zu schaffen. Dies soll nicht zuletzt in unserer gemeinsam erarbeiteten Improvisation als verbindendes Element der Programmpunkte zum Tragen kommen.
Jens Ruland
wohnhaft in Twann (BE), studierte von 2007 bis 2012 bei Carlos Tarcha an der HfMT Köln Schlagzeug und schloss das künstlerische und pädagogische Diplom mit Auszeichnung ab. Danach vertiefte er seine Studien an der Musikhochschule Basel bei Christian Dierstein und erhielt ein Diplom mit Auszeichnung.
Er war bei zahlreichen Uraufführungen vertreten und spielte unter anderem mit Ensembles wie Ensemble Musikfabrik, Ensemble Recherche, Ensemble Resonanz, Schlagquartett Köln, Ensemble Proton oder Klangforum Wien. Die Arbeit in verschiedensten Ensemble- und Kammermusik Formationen brachte ihn u. a. mit den Komponisten Georg Friedrich Haas, Rebecca Saunders, Georges Aperghis, Enno Poppe, Carola Bauckholt, Michael Maierhof, Pierluigi Billone und Younghi Pagh-Paan zusammen.
Seine Konzerttätigkeit führte Ihn u.a. an Konzerthäuser wie die Elbphilharmonie, Berliner Philharmonie, Philharmonie Luxembourg, Kölner Philharmonie, Muziekgebouw aan ’t IJ und an die Festivals Biennale München, Achtbrücken Musik für Köln, Maerzmusik, Ultraschall Berlin, NOW! Essen, Holland Festival, Transart Festival Bozen, blurred edges Hamburg, Musikfest Berlin, Greatest Hits Hamburg, Rain Days Luxembourg.
Sein Solorepertoire umfasst neue und neueste Werke für Soloperkussion, elektroakustische Kompositionen sowie Musiktheater. Er ist Gründungsmitglied bei hand werk (Köln), Ensemble New4Art (Schweiz) und dem Musiktheaterduo Akt-tkA (Spanien/Schweiz). Er ist Mitautor des Buchs Die Spieltechnik des Schlagzeugs, welches bei Bärenreiter erscheint.
Robert Torche,
wohnhaft in Biel, ist ein freischaffender Sound Designer und Performer elektronischer Musik. Er ist Spezialist auf die Entwicklung und Ausführung von Hardware und Software elektronischer Musikinstrumente.
Nachdem Robert sein Masterstudium in Audiodesign an der Musik-Akademie Basel 2013 abschloss, studierte er im Master für freie Improvisation bei Professor Fred Frith und Alfred Zimmerlin und spielt seitdem regelmässig in verschiedenen kammermusikalischen Formationen.
Er ist Mitglied bei den Ensembles Inverspace, We Spoke und viceversa, sowie der frei improvisierenden Band UFO, mit denen er regelmässig in der Schweiz und Europa auftritt.
Robert ist bekannt für seine Begeisterungsfähigkeit sich für Sound Design und musikalischer Informatik und transdiziplinäre Kontexte einzusetzen. Er arbeitet regelmässig in Bereichen wie Musiktheater, Multimedia Installationen, Zeitgenössische Musik, Film, Tanz und Theater.
Robert erhielt als vielversprechendster junger Musiker des Kantons Bern den Prix Coup de Coeur 2014. Ein Jahr später gewinnt er mit dem Projekt Ville Vache Cloche die Ausschreibung des Berner Wettbewerbs Rues des villes et Rues des champs. In Kollaboration mit dem Schlagzeuger Serge Vuille entstand eine interdisziplinäre Performance-Lecture, die eine visuelle und auditive Brücke zwischen London und dem Berner Jura schlägt. Im Jahr 2016 nahm er mit We Spoke als Ensemble in Residence und Biologen des Kollektivs Hackuarium am internationalen Festival für zeitgenössische Musik in Darmstadt teil.
Antoine Chessex
1980 in Vevey, Schweiz geboren, lebt gegenwärtig in Zürich und ist weltweit als Künstler tätig. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit Künstlern wie Zbigniew Karkowski, Jérôme Noetinger, Valerio Tricoli, Dave Phillips und der Band Monno. Zu seinen jüngsten Kompositionen zählen: "Plastic Concrete" und "Accumulation" (im Auftrag von Apartment House in London), "DUST für Streichtrio und Elektronik" (im Auftrag von Pro Helvetia), "Metakatharsis" und "Damage is Done" (im Auftrag von Phoenix Ensemble, Basel), "CHUTE" (Im Auftrag von Kammerensemble Neue Musik, Berlin), "Schichten" und "Ritournelle Fulgurante" (im Auftrag von Oh-ton Ensemble, Oldenburg), "Furia" (im Auftrag von Ensemble Werktag, Zürich), "Schatten" (im Auftrag von Sonar String Quartett, Berlin), "Les Abîmes Hallucinés" (im Auftrag von Ensemble Proton, Bern), "écho/cide" (im Auftrag von Eklekto, Genf), "The Experience of Limit" (für Tamriko Kordzaia), "Lose" (im Auftrag von Ensemble Tzara, Zürich), "La Résonance des Ruines (für Ensemble ICTUS)" sowie zahlreiche elektronische Werke.
In 2018, erhielt Chessex das Werkjahr Komposition der Stadt Zürich. Er tritt auch als Referent auf und hielt Vorträge in Institutionen wie London University/Goldsmith College (London), University of California (Davis), Hochschule für Gestaltung (Offenbach am Main), Sibelius Academy (Helsinki) und Ny Musikk foundation (Oslo). Er veröffentlichte etwa 20 CDs & LPs auf verschiedenen internationalen Labels. Ausserdem kuratiert er das Festival Textures.
Im Fokus seiner Arbeiten steht die Auseinandersetzung mit physikalischen Aspekten von Klang und Hörpsychologischen Phänomenen im Raum. Seine Kompositionen sind oft durch die Erzeugung von Klangflächen charakterisiert. Er hat sich nie um Genregrenzen gekümmert. Als Saxophonist mit Einflüssen von Jazz und freier Improvisation kam er in Berlin mit der experimentellen Musik, der Noise-Kunst und dem zeitgenössischen Komponieren in Berührung, daneben bewegt er sich mit der Band »Monno« im Bereich des Avantgarde-Metal. Inzwischen hat er für namhafte Ensembles Werke geschaffen und ist doch seinem Stil stets treu geblieben: Instrumentale Schichten, oft mit starker elektroakustischer Verzerrung.*