Morton Feldman - Triadic Memories (1981)

Biel - Kunsthaus PasquART - 19.30 h

Triadic Memories (1981) – Ein Stück Ewigkeit von Morton Feldmann

Im Rahmen der Ausstellung Zeitspuren - THE POWER OF NOW (8. September 2018-18. November 2018)
im Kunsthaus Centre PasquART

In Feldman’s Komposition „Triadic Memories“ verschwimmen die Relationen der Zeit, so dass die Zuhörer in eine neue Welt der Wahrnehmung von Zeit und Klang geführt werden. Mit seinem Aki Takahashi und Roger Woodward gewidmeten »Triadic Memories« hinterließ Feldman den Pianisten ein Werk, das sie die feinsten Klangabstufungen und zartesten Töne bis hinein in ein vielfaches Pianissimo dem Klavier entlocken lässt. Wo es um das Entstehen, Vergehen und Ineinander klingen der Töne geht - in einer Weite der Stille.

Nur mit wenigen Tönen beginnt das Werk, wie es der Titel der Komposition beinhaltet, mit einer Dreierkonstellationen von Tönen, die sich im Verlauf des Stückes wie ein Spross zu verzweigen beginnt – aus dem sich die gesamte Komposition entfaltet. Während dem ganzen Werk wird das rechte Pedal des Flügels zur Hälfte gehalten, so dass die Töne ineinander fliessen und auch der angeschlagene Ton noch lange nachhorchen lässt.
„Triadic Memories“ lässt uns erinnern, wieder vergessen, aber auch erahnen vom Kommenden, in einem Zustand wo die Zeit nicht mehr als Zeit wahrnehmbar ist, - wenn wir uns darauf einlassen – und uns in Staunen versetzt und uns auch erahnen lässt, was Ewigkeit sein könnte.

In Morton Feldmans Werken spielt die Erfahrung von Zeit eine zentrale Rolle.

Gerade in den Werken mit einer Dauer von über 90 Minuten, wird der Zuhörer in eine Welt mitgenommen, wo der Klangraum in der Welt still zu stehen scheint. Ein Raum der uns einlädt, tief in musikalische Strukturen einzudringen – ein Raum, der unsere Ohren soweit sensibilisiert, dass wir zum Hineinhorchen finden, das uns an die Grenze führt, wo das Entstehen und Verschwinden eines Klanges wahrgenommen wird.

Seine Musik setzt nach und nach alle Orientierung mehr außer Kraft. So erläutert Feldman seine Werke; „Meine ganze Generation beschäftigte sich mit 20 Minuten Stücke. Das war unsere Uhr. Sobald man aber diese Länge überschreitet, entstehen neue Probleme. Bis zu einer Stunde Dauer denkt man über die Form nach, doch nach eineinhalb Stunden zählt der Umfang.
Form ist leichter, - der Umfang ist eine andere Angelegenheit. Man muss das ganze Stück überblicken – dazu bedarf es einer erhöhten Konzentration. Vorher waren meine Stücke wie Objekte; jetzt sind sie wie sich entwickelnde Dinge“.

Kompositionen wie u.a. das vierstündige »For Philip Guston«, Piano und Streichquartett 1985, das zweite Streichquartett, wie auch »Triadic Memories« gehören dieser Werkreihe an.

Zu dieser Kompositionsweise wurde Feldman durch ein außermusikalisches Erlebnis angeregt, als er eher zufällig – die Wartezeit auf ein Interview überbrückend – das Geschäft eines Londoner Teppichhändlers betrat und sich derart für die dort erhältlichen antiken anatolischen Nomadenteppiche begeisterte, dass er begann, eine eigene, höchst kostbare Sammlung solcher Teppiche anzulegen.
Und mehr: In ihren sich wiederholenden, Symmetrien bildenden, aber durch die handgearbeitete Machart stets auch minimale Abweichungen aufweisenden Mustern fand er Inspiration für sein Komponieren – in diesen Mustern, die gerade nicht perfekt sind, sondern winzige Störungen enthalten. Sie gefährden die Gesamtarchitektur nicht, halten sie aber im Detail auf faszinierende Weise lebendig.

Auf der schier unendlichen Fläche von eineinhalb Stunden erscheinen in »Triadic Memories« alle dynamischen Energien auf ein Minimum reduziert; immer wieder verweilen die Klänge, um sich dann wieder leise fortzuentwickeln.

Morton Feldman wurde 1926 in Manhatten, New York, geboren. Seine Eltern stammen aus jüdischen Familien und wanderten von Kiew nach New York aus. Feldman beginnt mit neun Jahren zu komponieren und erhält Klavierunterricht, den er im Alter von zwölf Jahren bei Vera Maurina Press, einer Schülerin von Feruccio Busoni, Emil von Sauer und Ignaz Friedmann fortsetzt.
Mit 15 Jahren erhält er Kompositionsunterricht bei Wallingford Riegger. 1944 meldet sich Feldman für die New York University an, kommt jedoch zum Schluss, dass dies nichts für ihn sei. So arbeitet er bis zu seinem 44. Lebensjahr in der Kleiderfirma seines Vaters und studiert privat. Komposition bei Stefan Wolpe, einem Schüler Anton Weberns, später auch bei Edgar Varèse. 1949 begegnet er John Cage, dessen Einfluss für ihn bedeutend wird. Ab 1950 gehört Feldman zusammen mit Earle Brown und Christian Wolff zu den Komponisten um John Cage, der »New York School«. Ebenso wichtig wird für Feldman die Bekanntschaft mit den Malern Rauschenberg, Pollock, Guston, Rothko, de Kooning u. a. Durch die Werke der Bildenden Künstler entstand bei ihm der Wunsch, in der Musik eine vergleichbare Sprache zu finden. Er beginnt seine intensive Suche nach Möglichkeiten, in konventioneller Notation extrem subtile Zeitverhältnisse und Klangfarben aufzuzeichnen, die ihn bei seinen weiteren Kompositionen begleitet. 1972 wird Feldman an die State University of New York at Buffalo berufen. Dort erhält er 1974 eine permanente Professur, die »Edgar Varèse Chair« benannt wird, der er bis zu seinem Tod vom September 1997 nachgeht.

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Mit vielem Dank und für die freundliche Unterstützung von: Erziehungsdirektion - Amt für Kultur
Kt. Bern, der Dienststelle Kultur der Stadt Biel und der Stiftung VINETUM, Biel.