Biografie
Judith Wegmann, Pianistin aus Biel/Bienne
Die Pianistin, heute wohnhaft in Biel, ist im Kanton Zug geboren und aufgewachsen und begann im Alter von 6 Jahren mit dem Klavierspiel. Mit 16 Jahren studierte sie an der Jazz Schule Luzern bei O. Truan und R. Domeniconi und an der Swiss Jazz School Bern bei E. Brockhaus und setzte sich während 6 Jahren intensiv mit dem Jazz und der Improvisierten Musik auseinander.
Danach absolvierte sie das klassische Musikstudium in Luzern und Neuchâtel bei E. Serman und S. Deferne, wo sie ihre Studien im Hauptfach mit der Abschlussnote «sehr gut» beendete. Weitere Studien im klassischen Repertoire folgten bei den Professoren S. Risler, K.-A. Kolly und T. Schabenberger. Sie besuchte Meisterklassen in der Schweiz, Frankreich und Österreich.
2014 beendete sie einen weiteren Masterstudiengang bei den Professoren F. Frith und A. Zimmerlin an der Hochschule für Musik in Basel. In dieser Zeit setzte sie sich neben der freien Improvisation auch intensiv mit der Neuen Musik auseinander, wo sie ihr Wissen bei zahlreichen Professoren weiter vertiefen konnte.
Als klassische Pianistin und Kammermusikerin gibt sie regelmässig in verschiedenen Formationen Konzerte. Als genreübergreifende Pianistin setzt sie sich in Projekten sowohl mit klassischer Musik und Neuer Musik als auch der Improvisation auseinander. Jahr für Jahr entwirft und konzipiert sie neue Konzertprogramme mit unterschiedlichen Besetzungen und trägt deren Verantwortung, bis sie zur Aufführung gelangen.
Ihre Projekte wurden sowohl in der Schweiz als auch im Ausland aufgeführt. Z.B. Kollaboration mit Alexandre Caldara; «Bach, Schumann et l’ombre de Nico» (F/CH 2006/2008) oder die Performance-Reihe mit Claudia Bucher (09/10).
Ein wichtiger Aspekt ihres Schaffens ist die spartenübergreifende Arbeit. Die Zusammenarbeit mit Komponisten und Kunstschaffenden aus den Bereichen visuelle Kunst und Literatur eröffnet immer wieder neue Perspektiven, wie in «Schwarzberg» einer musikalischen Lesung mit Arno Camenisch und den Auftragswerken vom Schweizer Komponisten Werner Bärtschi (1950).
2013 wurde sie während zwei Monaten von der Kunsthalle Basel für die Schweizer Uraufführung von «Songs for a mad King» des afroamerikanischen Komponisten Julius Eastman engagiert. Im gleichen Jahr war sie mit der Sopranistin Daniela Braun für ein Interaktives Opernprojekt an der jungen Bühne des Theaters Biel-Solothurn tätig.
2011 und 2015 erhielt Judith Wegmann den Förderpreis vom Kantons Zug für ihr freies künstlerisches Schaffen. Sie gründete das New4Art Ensemble, das 2014/15 auf Tournee war und für das sie einen Werkbeitrag der Stadt Biel erhielt. Mehrere Werkbeiträge konnte sie in den vergangenen Jahren von der Stadt Biel für ihre eigenen Kreationen erhalten.
In den letzten Jahren beschäftigt sich die Pianistin künstlerisch intensiv mit dem Thema Zeit – mit allen Facetten, die diese Fragestellung beinhaltet und konzipiert verschiedenste Projekte, die diesem Thema auf den Grund gehen. Ebenso befasste sie sich intensiv mit sämtlichen späten Werken von Feldmans Musik und führte sie in den vergangenen Jahren auf. Ende 2019 spielte sie das Solowerk «Triadic memories» ein, diese Einspielung 2020 veröffentlicht wurde. 2021 erschien ebenso bei HatHut «For John Cage», diese CD sie mit dem Geiger Andreas Kunz einspielte.
«Ich setze mich seit Jahren aus künstlerischem Aspekt mit dem Thema Zeit auseinander. Bei Performances von extremer Länge wollte ich sehen, was mit mir, dem Raum und dem Körper passieren.» Daraus resultierten verschiedene Projekte, wie das international beachtete Solo-Album «le souffle du temps» das 2017 beim Label Hat Hut records erschienen ist. Über diese Aufnahme der schottische Jazzkritiker Brian Morton im letzten Satz schrieb: «Make time to listen to this music, as the musician made time to prepare for it. Don’t wedge it into a pile of other CDs clamouring to be heard. Don’t immediately applaud it and move on to the next thing. Play it again. You’ll be playing it for years.»
Judith Wegmann: «Hierin geht es um das Erleben von Zeit, Vergänglichkeit, Vergehen und Neuentstehen, was alles Zeitaspekte sind. Natürlich mit der Geschichte des jeweiligen Lebens verbunden.» (Interview ZZ 2019). 2019 realisierte die Pianistin mit «le souffle du temps II - Réflexion», ein weiteres Solistisches Projekt mit sieben Auftragswerken von Schweizer Komponisten und einer Tournee, die sie quer durch Europa führte. Woraus ihre zweite Soloeinspielung resultierte und 2020 ebenso bei HatHut erschien.
Seit 2015 ist sie im Verein «Werkstatt für freie Improvisierte Musik» in Bern tätig und hat 2020 das Präsidium übernommen.
2021 gewann Judith Wegmann den Preis «Zuger Werkjahr 2021» für ihr künstlerisches Schaffen.